Bei San Francisco stehen wir auf einem teuren, sehr engen RV Park in Larkspur, eine gute Weile entfernt von der Stadt. Dieser hat immerhin den Vorteil, dass die Fähre in Laufweite ist. Bernhard kränkelt. So mache ich mich alleine auf nach Downtown.
Ich laufe durchs Geschäftsviertel zum Museum of Modern Art. Im Moma ist angenehmer Betrieb und die Ausstellung von Carlos Riviera sehenswert. Ich versuche das Kalifornien-Feeling zu spüren, stattdessen ist da nur – Großstadt!
SF scheint noch im Coronaschock zu verharren. Viele Cafés und Restaurants sind ganz geschlossen oder schließen um 17.00 Uhr, wegen Mitarbeitermangel. Viele Läden stehen leer, am Union Square gefühlt jeder zweite. Die Schließungen haben viele Arbeitslose und damit viele Obdachlose hervorgebracht. Die Antwort der Stadt darauf: Parken ist nachts von 0.00 bis 6.00 Uhr verboten, denn viele Obdachlose nächtigen in ihren Autos. – So kann man natürlich auch mit einem Problem umgehen!
SF ist zum Leben ultrateuer. 8.500,- $ sollte man als Single im Monat schon haben, um ein gerade-mal-erträgliches-Leben haben zu können. Eine 4köpfige Familie mit 120.000,- $ im Jahr gilt als armutsgefährdet. Ab 300.000,- $ Jahreseinkommen gehört man erst zur Mittelschicht.
Neben den horrenden Mieten treibt der Klimawandel, der sich in Form von Waldbränden und Trockenheit zeigt und immer näher an das Leben der Menschen hier kommt, die Menschen aus Kalifornien weg. Sie ziehen in günstigere Gegenden, z.B. nach Texas.
Wir treffen uns zu einem Abendessen mit Gaby. Sie arbeitet für eine deutsche Institution in SF und wir sind neugierig auf ihre Infos.
Im Restaurant, in dem wir uns treffen, taucht auf der Rechnung ein Betrag für die Corona-Vorsorge der Mitarbeiter auf. Mit allen Aufschlägen erhöht sich unsere Restaurant-Rechnung um ca. 30 % gegenüber dem angegebenen Preis, der eh schon sehr ordentlich ist.
Gaby sagt, die Aufbruchstimmung und der positive Vibe sind weg. Dennoch ist das hier das Zentrum für Zukunftstechnologien. Die beiden Elite-Universitäten Stanford und Berkeley spucken die notwendigen Mitarbeiter aus, dazu kommen viele Millionen Investment-Kapital, die in die nächsten spektakulären Ideen investiert werden wollen.
Wir sehen z.B. an jeder Straßenecke Fahrzeuge von Waymo, einer Alphabet-Tochter, die autonomes Fahren erforscht. Mit Kameras auf dem Dach sehen sie aus, wie aus einem Science Fiction Film.
Wir mögen SF, waren schon oft hier, und können nur hoffen, dass das Land und die Stadt die richtigen Entscheidungen treffen. – Gegen den Klimawandel können wir allerdings nur alle gemeinsam etwas tun. – Aber die Amerikaner könnten durchaus deutlich mehr tun. Hoffentlich setzen sie wirklich um, was Präsident Biden auf dem G20 Gipfel angekündigt hat.
Nach 2 Tagen fahren wir weiter und genießen die Fahrt über die Golden Gate Bridge.
Schnell liegt die Stadt hinter uns und wir nehmen den Highway 1 an der Küste entlang. Wir freuen uns an den schönen Aussichten über den Pazifik. Immer wieder halten wir an.
Wir sind entspannt unterwegs. Wir stehen 2 Tage in Capitola und 2 Tage an der Rennstrecke von Laguna Seca. Von dort besuchen wir Monterey und das tolle Monterey-Bay Aquarium. Das ist am Samstag ordentlich voll und es ist der erste und einzige Ort bis jetzt auf unsere Reise, der Müllvermeidung deutlich praktiziert. Es gibt richtiges Geschirr im Restaurant, keine Einwegbecher etc.
Wir bewundern die See-Elefanten-Kolonie, die direkt an der Straße liegt. Gerade sind die jugendlichen Tiere hier, die nach 6 Monate langen Reise von Alaska nur auf See, hier ihre 1 monatige Pause einlegen. Währenddessen fressen sie nichts, leben von ihrem Speck. Tollerweise gibt es gute Erklär-Schilder und Volunteers (Ehrenamtliche), die mit Wissen und Erklärungen parat stehen.
Ein Ausflug nach Hearst Castle, dem amerikanischen „Neuschwanstein“, lässt uns den Kopf schütteln. Das private Anwesen der durch Gold und Minen und später Verlagsgeschäft reich gewordenen Familie Hearst zeigt bombastische Dekadenz, alles in den 1920zigern in Europa gekauft/geklaut/kopiert. Allerdings mit einer Wahnsinns-Aussicht auf den Pazifik.
Unsere These: Wenn die Amerikaner von Europa in Museen und Ausstellungen nur die „alten Sachen“ sehen, dann ist es kein Wunder, wenn sie denken, wir wären in Europa von gestern.
Wir bleiben 1 Woche in Morro Bay stehen. Hier können wir mit dem Fahrrad die See-Otter besuchen und lecker Essen gehen. Wir stehen direkt hinter dem Strand und ich verbringe viel Zeit damit den Morro Rock und die Pelikane zu beobachten. Die Sonne scheint und mit Daunenjacke ist die Temperatur gut auszuhalten – der Pazifik machts frisch.
In Pismo Beach stehen wir auch 2 Tage – fast am super breiten Strand.
Und staunen über die Monarch-Falter, die hier in einer Ecke am Camping Platz überwintern. Was für ein Wunder!
Ein Besuch bei Marcus, einem Ex-Arbeitskollegen von Bernhard, ist geplant. Er arbeitet für ein deutsches Unternehmen, hat gerade geheiratet, Haus gekauft, Kind bekommen. Beeindruckend: es hat nur ein reichliches halbes Jahr benötigt, vom Hausvertrag bis zur Fertigstellung/Einzug.
Noch ein letzter Ausflug nach Los Angeles ins Getty Museum, das uns genug Sicht auf die Stadt gibt und dann verabschieden wir uns von der Küste.
Beim Reisen ist die Zeit ein Paradox. Gefühlt passiert nicht viel, weil wir ja keine echten Aufgaben haben. Wenn wir allerdings diesen Blog hier zusammenstellen, können wir oft gar nicht glauben, was wir in den letzten Wochen alles gesehen und erlebt haben. Die Zeit schrumpft und dehnt sich.
Jetzt geht es Richtung Wüste, in der Hoffnung auf Wärme.
Thanks for your nice blog and beautiful photos. The photos remind us of “been there” in Getty museum, Heart Castle, SF, and the Elephant seals.