This is your captain speaking…..

von | Mrz 25, 2023 | Allgemein, Daten | 0 Kommentare

Bevor wir zum „Landeanflug“ auf den Hafen in Baltimore MD ansetzen, möchte ich mich aus dem „Cockpit“ melden und ein paar Details zu unserem Fahrzeug und unserer Reise geben.

Unser Fahrzeug:

Unser Reisemobil ist ein Hymer MC-T B600. Die Basis dieses Fahrzeugs bildet ein Mercedes Sprinter W910 mit 130kw Dieselmotor (Euro 6) und 9-Gang Automatikgetriebe. Für alle, die’s noch genauer haben wollen, die Länge ist 7,19m, die Breite 2,28m und die Höhe 2,95m. Das zulässige maximale Gesamtgewicht beträgt 4430kg.

Das ist unsere fahrende Wohnung

Umbauten und Veränderungen:

Die erste und wichtigste Ergänzung, die unser „Baloo“ erfahren hat, war eine Solaranlage mit 240Wp Leistung. Diese Anlage habe ich dann im Frühjahr 2021 um ein weiteres Panel auf 360Wp erweitert und den Solarregler gegen ein anderes Fabrikat (Victron SmartSolar MPPT 100/30) getauscht. Zusammen mit der Erweiterung der Solaranlage ersetzte ich die vorhandene Aufbaubatterie (2x95Ah AGM) durch eine wesentlich leichtere und leistungsfähigere LiFeYPo4 mit 400Ah.

Mit diesem „dicken“ Batteriepaket waren/sind wir auch bei etwas schlechterem Wetter für mehrere Tage autark. Damit das verständlich wird: wir haben in den vergangenen 9 1/2 Monaten nicht einmal einen Stromanschluss gebraucht und der niedrigste Ladezustand der Batterie war einmal bei 46%. Die ganze Energie für Licht, dem Laden der gesamten umfangreichen Elektronik, ab und zu mal den Toaster, den Kühlschrank, gelegentliches Fernsehen, kam aus der Solaranlage/Batterie.

Um den Energiegewinn und Verbrauch zu überwachen, musste natürlich ein Monitoringsystem her. Durch Internetrecherche bin ich auf ein „Open Source“ Projekt gestoßen, das durch den Hersteller der elektronischen Komponenten, die ich verbaut habe, unterstützt wird. Mehr will ich dazu gar nicht erzählen, denn das würde den Bericht sprengen und wäre auch nur für „Insider“ von Interesse. Hier aber ein Bild, wie sich das Monitoring auf dem 7 Zoll Bildschirm des Systems darstellt:

Monitoring auf dem Display

Soviel zum Umbau der elektrischen Anlage. Auf unseren Reisen 2020/21 ist uns noch die Idee gekommen den Absorber-Kühlschrank (Gas) durch einen Kompressor-Kühlschrank (Strom) zu ersetzen. Der Kompressor hat den Vorteil, dass er aus dem Bordnetz (12V) versorgt wird und bei hohen Temperaturen (über 30°C) auch noch zuverlässig funktioniert. Wir haben uns für ein kleineres Gerät, als ursprünglich verbaut war, entschieden. Dadurch ist einiges an Platz frei geworden, den wir jetzt sinnvoll nutzen können. Trotz des geringeren Volumens (92L zu 144L) mussten wir nur einmal pro Woche einkaufen.

Der frei gewordene Raum
Der neue Kühlschrank nach dem Einbau

Umbau Gasanlage:

Die Gasanlage wurde von normalen Tauschflaschen auf Gastankflaschen umgebaut. Diese sind an jeder Tankstelle, die LPG führt, befüllbar (was auch hier in Nordamerika problemlos möglich war/ist). Damit entfällt die lästige Schlepperei und es kann jederzeit nachgetankt werden. Durch den Wegfall des Absorber-Kühlschranks (Gas) hat sich der Gasverbrauch deutlich verringert und wir mussten erst Anfang Oktober nachtanken.

Kleinere Änderungen vor der Reise:

  • Abbau der Verdunklungsjalousien an den Fronttüren. Diese habe ich durch Magnet-Thermomatten ersetzt. Der Grund war ein ganz einfacher. Den Original Jalousien war ein deutliches Rasseln und Schnarren wärend der Fahrt durch keine Maßnahme abzugewöhnen.
  • Ersatz des Original H7 Abblendlichts durch die offiziell zugelassenen LED Leuchtmittel eines namhaften Herstellers. Was für ein Unterschied zu den original „Funzeln“.
  • Holzkonstruktion für die sichere Mitnahme eines Ersatzrades im Kofferraum.
  • Eine 120Wp Solartasche, die bei Abschattung der Solaranlage auf dem Dach, aufgestellt werden kann.
  • Um keine bösen Überraschungen mit den originalen Alu Felgen zu erleben, habe ich von einem Kollegen aus dem Hymer-Forum günstig 4 neue Reifen auf Stahlfelgen erworben und umgesteckt.

Unsere Reise:

Wir sind insgesamt knapp 38.000 km gefahren. Wie man hier https://maps.findmespot.com/s/3K6S sehen kann sind wir fast um die kompletten USA und quer durch Canada gefahren. Bei unserem Durchschnittsverbrauch von 10,3L auf 100 km entspricht das ca 3.900 Liter Diesel. Ein adäquates nordamerikanisches Wohnmobil verbraucht ca. 20 bis 27 Liter Benzin auf 100 km, denn Dieselmotoren werden hier nur in den ganz großen Wohnmobilen gefahren.

Mobilfunk und Internet:

Wir haben beide einen Vertrag, der durch eine zusätzliche monatliche Gebühr von 5€ in Nordamerika genauso zu verwenden ist wie zuhause. D.h. unser Datenvolumen, die Sprach- und SMS-Flat funktionieren wie in Deutschland. Das hat am Anfang alles ganz gut funktioniert, bis wir uns in die entlegenen Gegenden von Canada und Alaska begeben haben. Hier waren wir dann oftmals tagelang ohne Empfang und ohne Verbindung nach Hause. Durch berufliche Verpflichtungen haben wir mit dem Gedanken gespielt ein StarLink System anzuschaffen. Nach reiflicher Überlegung und Kostenabwägung war die Anschaffung beschlossen. In Portland OR haben wir uns das StarLink zu einem RV-Park schicken lassen und dort abgeholt. Die Erfahrungen damit sind von sehr gut bis durchwachsen. Entscheidend für eine sichere Verbindung ist eine freie Sicht in den nördlichen Himmel, was oftmals durch Bäume erschwert wurde. Zum Glück ist das Kabel über 20m lang und somit kann die Antenne auch deutlich entfernt vom Fahrzeug aufgestellt werden.

Zahlungsmittel:

Wir haben uns lange im Vorfeld sehr intensive Gedanken zu diesem Thema gemacht. Die meisten Kreditkarten verlangen für einen Einsatz außerhalb der Eurozone eine Gebühr von ca. 1,75% vom Buchungswert. Aus diesem Grund sind wir bei der BarclayCard gelandet. Hier ist das nicht so und es gibt Partnerkarten. Einen Knackpunkt gibt es bei der BarclayCard allerdings auch. Man muss die Rückzahlung von Ratenzahlung auf sofortige Zahlung umstellen, denn sonst wird es sehr teuer. Die Barcays Bank bucht den angefallenen Betrag des Vormonats im nächsten Monat dann vom Referenzkonto ab. Nach 3 Monaten hatten wir ein Gefühl wieviel Geld wir pro Monat ungefähr brauchen und haben diesen Betrag monatlich auf das Kartenkonto der Barclays per Dauerauftrag überwiesen. Somit hatten wir immer die Sicherheit, das Kreditlimit von 6000€ notfalls auch mal ausreizen zu können.

Apps die wir verwendet haben:

  • TomTom Navigations App auf dem Handy, die dank Apple-CarPlay auf dem deutlich größerem Display des Mercedes-Multimedia-Systems angezeigt wurde. Die App kostet im Abo 12,99€ / Jahr. Da sich das Kartenmaterial auf dem Handyspeicher befindet, funktioniert die App auch wenn keine Internetverbindung besteht.
  • iOverlander ist eine App die von den Erfahrungen der Nutzer lebt und für die Stellplatzsuche hier unerlässlich ist.
  • Harvest Hosts hier muss man sich registrieren und einen Betrag von 99$/Jahr bezahlen. Bei ca. 10 Übernachtungen über dieses Portal rechnet sich das und die Locations sind meistens sehr nett. Wir hatten insgesamt 15 Übernachtungen darüber und sind sehr zufrieden damit.
  • Allstays Camp&RV ist eine App, die eine ähnliche Datenbasis hat wie iOverlander. In dieser App kann man aber sehr schön nach Nationalpark, Statepark, privat betriebenen Campingplätzen, Tankstellen, Gasstationen uvm. filtern. Diese App war für mich die nützlichste, sehr empfehlenswert.
  • Recreation.gov ist die Reservierungs-App für die Nationalpark Campgrounds
  • RA Camping steht für Reserve America. Darüber lassen sich fast alle StatePark Campgrounds der einzelnen Bundesstaaten buchen. Hab ich leider erst sehr spät entdeckt und hat in den letzten Wochen unserer Reise sehr geholfen schnell und unkompliziert Plätze zu buchen.
  • Campendium ist eine ähnliche App wie Allstays Camp&RV
  • FreeRoam ist wie der Name schon verrät sehr hilfreich bei der Suche nach Stellplätzen im off und im BLM Land. BLM steht für Bureau of the Land Management.

Anstehende Veränderungen/Umrüstungen:

  • Nachdem uns das Thema mit der Kassettentoilette in Mexico so richtig auf die Füße gefallen ist, wird als erstes die vorhandene Toilette durch eine Trocken-Trenn-Toilette ersetzt.
  • Ich überlege den Wechselrichter durch ein Modell mit höherer Leistung zu ersetzen. Von jetzt 800 Watt auf mindestens 2000 Watt. Für den Betrieb des Toasters sind die 800 Watt etwas zu knapp bemessen.
  • Die Anordnung der Leselampen hat sich als nicht optimal erwiesen. Hier ist ein Umbau, bzw. Ergänzung nötig.

Fazit:

Wir sind mit der Wahl unseres Wohnmobils zu mehr als 100% zufrieden. Die Ausstattung und Veränderungen haben unsere Erwartungen übertroffen. Wir haben uns die 9 1/2 Monate in und mit unseren „Baloo“ immer sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt.

Ich verabschiede mich jetzt wieder ins „Cockpit“ und bringe uns die letzten paar Meilen/Kilometer nach Baltimore MD, von wo aus unser „Baloo“ seine Rückreise per RoRo Schiff wieder zurück in die Heimat antritt.

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