Ausflug auf die Baja California, Mexiko. Küsten und Kakteen

von | Jan 24, 2023 | Allgemein | 0 Kommentare

Gut vorbereitet für den Grenzübertritt fahren wir nach Tecate. Die drittgrößte Stadt auf der Halbinsel Baja California mit knapp 65.000 Einwohnern hat einen kleinen Grenzübergang. Nach einer kurzen Inspektion im Auto mit anerkennendem Nicken und einem Stempel auf unsere Papiere sind wir schon durch. Wir haben für diesen Tag keine große Tour geplant und landen schon zur Mittagszeit im Valle de Guadalupe, einer großen Weinanbau-Gegend. Schicke Winzereien, die jeder deutschen Weingegend zur Ehre gereichen würden, stehen in der Landschaft, neben verlassenen Hotels, halbfertigen Häusern, Ruinen.

Valle de Guadalupe

Der Campground-Besitzer hält uns eine kleine Einführung zur Baja California. Danach marschieren wir über eine staubige Hoppel-Piste, auf der erstaunlich viele Autos unterwegs sind, zu einem Restaurant, das mitten unter der Woche zur Mittagszeit voll ist. Viele Autos mit kalifornischen Kennzeichen stehen auf dem Parkplatz.

Ich stürze mich mit meinem Babbel-Spanisch ins Bestellen und scheitere kläglich. Wir schauen uns neugierig um; mexikanische Großfamilien und Geschäftsmänner. 2 Frauen hinter der Theke backen Tortillas.

Der Campingplatz-Besitzer erklärt uns stolz, dass er alles selbst gebaut hat. Trotz meiner Skepsis habe ich eine heiße Dusche in einer von der Morgensonne gewärmten Blechhütte, alles blitzesauber.

Wir machen uns früh auf den Weg, sehen in der Ferne Ensenada liegen und biegen in die Berge ab, um an die Ostküste zu fahren, den Golf von Kalifornien oder die Sea of Cortez. Die Baja California ist so lang wie der Stiefel Italiens. Das innere der Insel besteht aus gebirgiger Wüste.

Durchs Gebirge

Schon bald landen wir in der ersten Militärkontrolle, installierte Kontrollposten. Junge Männer und Frauen in schicken Uniformen, die nach dem Woher und Wohin fragen. Ich halte die Luft an, habe ich doch als Kind die innerdeutsche Grenze überaus schrecklich empfunden. Die Soldaten sind freundlich und höflich, wenn da nicht die Maschinengewehre der nebenstehenden Kollegen vor dem Bauch wären. Hoffentlich haben sie gut geschlafen und gefrühstückt.

Am Ende der Reise haben wir 9 Militär-Kontrollen passiert. Wir recherchieren: Die Militärpolizei wird zur Bekämpfung der Gewalt durch die Drogenkartelle eingesetzt und um die Migration aus Südamerika in Grenzen zu halten. Sie ist gut angesehen in der Bevölkerung,  kann aber wohl noch keine durchschlagenden Erfolge verzeichnen. 320.000 Menschen starben in Mexiko durch Gewaltakte 2022. Erst wenn es keine Abnehmer mehr für Drogen, das ganz große Geld einfacher verdient werden kann und es keine armen Menschen mehr gibt, die aus purer Überlebensnot für die Kartelle arbeiten, erst dann wird dieses Problem gelöst sein.

Die Baja California ist vorwiegend landwirtschaftlich geprägt und damit ziemlich arm. Sie ist berühmt für ihre schönen Küsten und die Grauwale, die hier ab Januar nah an der Küste entlang ziehen.

Nach 3 Stunden gebirgiger Fahrt erreichen wir den Golf mit blauem Wasser. Das Colorado-Delta liegt zu unserer Linken. Wir fahren die Küstenstraße bis wir einen netten Campingplatz direkt am Wasser finden.

Auf der weiteren Fahrt Richtung Süden finden wir schöne Plätze direkt am Wasser, sehr, sehr einfach, aber traumhaft schön gelegen. Wir beobachten Pelikane und Grau-Reiher beim Fliegen, Tauchen, Starten, bedrängt von gierigen Möwen. Das Wetter ist sonnig, aber kalt und windig.

Allerdings finden wir keine für uns so wichtigen Dump-Stations für unsere Toilette und das Grauwasser. Trinkwasser kaufen wir im Kanister.

Wir freuen uns an wechselnder Landschaft, mal bretteben, dann wieder dramatisch gebirgig, mal direkt an der Küste mit weiter Sicht, dann wieder Wüste. Wir sind frustriert über den Müll, der in dieser Landschaft überall am Straßenrand liegt, egal wie einsam diese Straße ist.

In Loreto, einem kleinen Städtchen füllen wir unsere Vorräte auf. Wir schlendern über den Marktplatz und bewundern die Weihnachtsdeko. Letzter Schultag vor den Weihnachtsferien, viele kleine Weihnachtswichtel wuseln durch die Straßen.

Weihnachten in Loreto

Wir sitzen bei schönem Wetter im Auto. Der Campingplatz ist so eng, dass noch nicht einmal ein Stuhl ans Auto passt. Wir sind beide knurrig und unterhalten uns endlich, wie wir hier weiter machen wollen. Wir stellen fest, dass wir uns beide nicht so recht anfreunden können mit dem Land und fragen uns, ob wir es genug versucht haben? Oder wollen wir uns als Deutsche nicht mit einem „Entwicklungsland“ auseinandersetzen? Ich habe ein schlechtes Gewissen. Es ist nicht fair mit unseren Wohlstands-Augen durch dieses Land zu reisen.

Dennoch: als wir endlich ehrlich darüber reden, entscheiden wir uns ziemlich schnell, Weihnachten in Indio verbringen zu wollen. Und machen uns auf einem anderen Wege zurück in die USA.

Eine Hundefamilie, der wir unser Restbrot verfüttern.

Das hier ist übrigens der amerikanische Grenzzaun. Ein Großteil davon entstand schon lange vor Donald Trump. Und nicht die Mexikaner, die nach USA einreisen wollen, sind das Thema, sondern die Menschen aus Kuba, Kolumbien, Nicaragua und Venezuela…, die auf ein besseres Leben in USA hoffen. – Viele stranden an der Grenze auf mexikanischer Seite und leben dort ohne Aussicht auf Verbesserung ihrer Situation in unsäglichen Unterkünften und oft von den Drogenkartellen missbraucht.

Als wir in der Weihnachtswoche wieder in Indio, in „unserem“ Park einlaufen, ist gerade ein Platz für 4 Wochen freigeworden – das sollte wohl so sein. Wir freuen uns und offenbar alle, die wir hier schon kennengelernt hatten, auch. So verbringen wir die Holidays, also Weihnachten und Neujahr, in netter und freundschaftlicher Umgebung mit Wandern, Pickleballspielen und Essen. Die Zeit vergeht schnell. Mitte Januar starten wir zum letzten Abschnitt unserer Reise Richtung Ostküste.

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