Weiter an der Küste. Florida, Everglades und Fahrt nach Baltimore

von | Mrz 25, 2023 | Allgemein | 1 Kommentar

Wir folgen der Küstenlinie von Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida.

In Florida ist es im März sommerlich heiß, 28° bis 30°Grad. Es sieht aus wie Sommerurlaub. Menschen am Strand, Surfershops, Fisch-Lokale. Jetzt verstehen wir, warum so viele Menschen im Winter nach Florida ausweichen. Es ist tatsächlich der wärmste Teil der USA. Auch deutlich wärmer als Kalifornien an der Pazifik-Küste. Nette Häuser mit Bootsanleger säumen die zerklüftete Küste. Pflanzen, die wir nur aus dem botanischen Garten kennen, zieren die Gärten.

In Crystal River zwängen wir uns in schnittige Neopren-Anzüge und tauchen mit Manatis. Die Kolosse sind kaum im trüben Wasser zu erkennen. Das Erlebnis ist dennoch beeindruckend. Sie kommen alle paar Minuten an die Wasseroberfläche um Luft zu holen. Dann sind ihre Nasen zu sehen und der Rücken. SCHADE.

Mehr war leider nicht zu sehen von diesen freundlichen Tieren

Im Everglades Nationalpark lassen wir uns für eine Woche nieder. Verglichen mit den Nationalparks im Westen der USA ist dieser Nationalpark auf den ersten Blick unspektakulär, da brettflach. Hier mischt sich auf großer Fläche Süsswasser und Salzwasser, Seegras-Steppe, Zypressen-Wald und Mangroven.

Auf den zweiten Blick gibt es viel zu sehen:

Bromelien
Kormoran
Black-Crowned Night-Heron
Habicht

Wir machen eine 7 stündige Führung mit einer deutschen Biologin. Die informativen Details hätten wir auf Englisch sicher nicht verstanden http://www.german-tours-everglades.com

Karen erklärt uns, wie immens wichtig Alligatoren für das Ökosystem sind, denn sie schaffen Lebensraum, indem sie für ihre Nester Tümpel plattliegen. Dort finden Insekten, Fische und Vögel ihr Auskommen.

Diesen Kollegen haben wir bei unserer Kanufahrt aufgescheucht
Mangroven

Bei der Kanutour durch den Mangrovenwald bestaunen wir das Wurzelwerk und die „Lebendgeburt“ der jungen Mangroven. Mangroven und Seegras sind die einzigen Pflanzen, die im Salzwasser leben können. Beide haben beeindruckende Strategien dafür entwickelt.

Zypressen mit ihren typischen Stämmen, um sich im Sumpf festzuhalten

Am 4. Tag stehen wir im Stockdunkeln auf. Wir fahren auf die Keys zum Korallentauchen. Die Fahrt durch den frühen Morgen ist zauberhaft.

In der Frühmorgen-Sonne sind die Farben des Seegras besonders schön

Wir schnorcheln im Biscayne Nationalpark in der flachen Lagune. Ich muss fast den Bauch einziehen, um bei der beginnenden Ebbe nicht auf Grund zu laufen. Die Sonnenstrahlen tanzen. Ich bin mitten in einer Wunderwelt und mit dem Neopren-Anzug völlig schwerelos. Fische schwimmen völlig unbeeindruckt unter und neben mir. Einzelne Fische, Gruppen von Fischen, große und kleine, gut getarnt und wunderschön farbig. – Was für ein unglaubliches Erlebnis. Es macht Lust auf NOCH MAL.

Das haben wir dann in Key Largo am drittgrößten Korallenriff der Welt getan. Es ist ordentlich Seegang und in den Wellen geht es 2 Meter hoch und runter. Die Korallen wiegen hin und her und ich auch. Nach einer Weile ist mir ganz schön elend. Die flache, sonnengeflutete Lagune hat mir besser gefallen.

Fotos gibt es keine. Wir waren mit Schauen beschäftigt.

Unser nächstes Ziel: Cape Canaveral. Bernhard strollt 3 Stunden über das Gelände. In der Selbstdarstellung ist dieses Land groß. Viele Familien mit Kindern, Schulklassen und Touristen bevölkern das Areal. – Ich ziehe Parallelen: wie oft war ich mit meinen Kindern in einem technischen Museum? Außer dem Deutschen Museum in München fällt mir nicht viel ein: Kunstmuseen, Architektur, aber die Darstellung von beeindruckender Technik? – Vielleicht kommt daher auch unser Mangel in den Tech-Berufen? – Wir sehen sie zu selten!

Am Abend sitzen wir in Titusville im Space Veterans Park und beobachten mit einer kleinen Menge von Menschen den Start der Falcon 9, einer Trägerrakete von Star X, die 2 Satelliten aussetzt.

Überhaupt fällt uns auf, dass wir – egal wo – auf die gelben Schulbusse treffen und Schulkinder die Gegend bevölkern. Sind unsere Schulkinder ausreichend außerhalb der Schulen unterwegs?

Und – die Homeschooling-Familien, die wir unter der Woche auf Campgrounds und in Museen treffen.

In einem Artikel lesen wir, dass die Homeschooling-Community ähnlich einflussreich wie die Waffenlobby ist. Es sind vor allem ärmere, kinderreiche Familien, die ihre Kinder zu Hause unterrichten. Die Wohlhabenden schicken ihre Kinder auf teure Privatschulen.

Die Hauptgründe: sichere Umgebung, schlechte Schulqualität und religiöse Gründe. In der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Homeschooler auf 4,3 Millionen. (2019 waren es 2,2 Mio). Einen großen Homeschooling-Anteil hat Florida mit 4,6 % (Zahl von 2022). Die einzelnen Bundesstaaten haben sehr unterschiedliche Zahlen.

Neben der Freiheit (einige kinderreiche Familien treffen wir auf Reisen) ist die intensive Familienzeit ein echter Pluspunkt. Allerdings erhalten die Kinder nur das Wissen, das die Eltern für relevant halten und das Wissen, das sie selbst haben. Nachdem vor allem viele religiöse Menschen diese Möglichkeit in Anspruch nehmen und es kaum eine Reglementierung gibt, wird den Kindern da sicherlich einiges vorenthalten. – Vor allem natürlich auch Schulfreunde und das Erwerben von Sozialkompetenz.

Wäre das auch ein Modell für Deutschland? – Ich bin etwas hin und her gerissen. Die Herausforderungen für unsere Bildung sind groß. Haben wir die richtigen Antworten und den Willen sie umzusetzen?

Wir setzen unsere Reise an der Küste nach Norden fort. Es wird deutlich kälter und es sieht aus wie Frühling. Die Rhododendren blühen, zartes Grün sprießt, kahle Bäume haben grünen Flaum.

Wir fahren jeden Tag ca. 200 km. Wir sehen viele Kanadier, die mit ihren Gespannen nach Norden ziehen, die Snowbirds kehren heim.

Wir zählen die Tage, die Mahlzeiten, denn alles muss aufgegessen werden, machen erste Verabredungen zu Hause.

Am Montag, den 27.3., stellen wir unseren Baloo im Hafen von Baltimore ab, nach 260 Tagen und 37.600 km auf 8 Quadratmetern. Wir haben nicht einmal am Strom gesteckt.

Wir sind quer durch Kanada gefahren, haben den Alaska Highway bereist, waren am Polar-Meer, sind die Pazifik-Küste von Vancouver-Island bis auf die Baja California in Mexiko hinuntergefahren. Und dann von der Westküste nach Osten am Golf von Mexiko entlang, um Florida herum und sind jetzt 1700 km entfernt von unserem Startpunkt Halifax angekommen. Wir haben um unsere Nala getrauert und versucht, unsere Aufgaben zu Hause zu erfüllen.

Wir mögen Nordamerika:

  • Die Menschen sind freundlich.
  • Wir können uns gut verständigen.
  • Das Reisen ist einfach.
  • Es gibt großartige, majestätische, einsame Landschaften, die wir so in Europa nicht kennen
  • Und – so gut wie immer scheint die Sonne

Das sind unsere Lernperlen:

  • Strikte Aufgabenteilung reduziert Auseinandersetzungen im Alltag
  • Man kann nur 1 Jeans tragen. Eine ganze Menge Klamotten haben wir gar nicht gebraucht..
  • Auch aus der Ferne können Themen zu Hause geregelt werden – wenn man jemanden hat, der die Post öffnet und schickt. (Es geht sogar ohne Drucker).
  • Ordnung, Ordnung, Ordnung
  • Ein Leben im Tiny-Haus ist möglich – Downsizing macht das Leben wirklich leicht.
  • Nach 5 Monaten kommt der Reiseblues. Das Hirn ist voll
  • Wir haben es miteinander ausgehalten

Wir haben viel gesehen und gespürt und gelesen. Unsere Annahmen versuchten wir in Gesprächen zu verifizieren. Das Land/die Länder sind riesig und komplex und … anders.

Unser Fazit: wir sind noch nicht fertig.

1 Kommentar

  1. Jürgen

    Guten Abend Ihr Lieben,
    es ist sehr schön wieder von Euch zu hören. Wieder eine schöne Reise-beschreibung und wunderbare Bilder.
    Vielen Dank 🤩.
    Liebe Grüße und bis bald
    Kathrin und Jürgen 😀👍🏻.

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